Captain Marvel
Ich kann die ganzen Begeisterungsstürme leider nicht wirklich teilen. Wenn ich mir die Kritiker dann anschaue sprechen sie genau die Punkte an, die mich hier massiv gestört haben. So in den frühen 2000ern hätte ich den Film sicherlich auch gefeiert, aber nach 20 Filmen im MCU darf man einfach mehr erwarten. Tatsächlich ist nämlich Captain Marvel der für mich schlechteste Originfilm des MCU.
Und irgendwie habe ich mich doch vorher ziemlich drauf gefreut. Endlich sollten Kree und Skrull Einzug in das MCU finden, etwas auf das ich schon sehr lange gewartet habe. Mit Captain Marvel dann auch die erste weibliche Heldin in einem Solo Film und wer sie kennt, der weiß wie sehr sie auf die Kacke hauen kann. Dann sitzt man da im Kino und hofft einfach das der Film nach dem extrem komischen Einstieg die Kurve kriegt und in meinen Augen hat er das leider nie so wirklich geschafft.
Zu erst aber mal ein Lob an die SFX Abteilung, denn eure Deaging-Software ist der Oberhammer! Ich dachte da ja wirklich die ganze Zeit, dass die Sam Jackson aus der Vergangenheit in den Film geholt haben. Wahnsinn! Der Mann sah wirklich so aus wie damals und nirgendwo konnte ich erkennen, dass es nicht real ist. Sam Jackson war dann auch darstellerisch mein absolutes Highlight in dem Film, er ging in seiner Rolle sichtlich auf. Ben Mendelsohn war ok, er hat nicht so viel zu tun, bringt aber seine Rolle gut rüber. Anette Bening war komplett verschenkt, aber immerhin cool sie in diesem Film zu sehen. Jude Laws Rolle ist leider auch viel zu kurz und flach. Das größte Problem hatte ich tatsächlich mit Brie Larson als Carol Danvers. Ich meine ich liebe die Frau als Darstellerin, aber in diesem Film war das einfach gar nichts. Die Schuld gebe ich aber nicht ihr, sondern meinen Hauptkritikpunkten, die da wären das Drehbuch und die Regie.
Tatsächlich wirk Brie Larson die ganze Zeit so, als ob sie verzweifelt nach jemandem sucht der sie gut anleitet und ihr sagt wie sie die Rolle spielen soll. Den findet sie aber anscheinend nicht und so erzwingt sie sich das Meiste. Dabei macht es ihr das verkorkste Drehbuch aber auch nicht wirklich leicht. Man kann mit Carol Danvers einfach kaum Sympathie empfinden, da sie immer so verkorks und teils sehr arschig auftritt. Über ihre Beziehung zu Anette Bening und ihrer alten Freundin, soll sie uns näher gebracht werden und sympathischer werden. Das klappt in meinen Augen nur leider überhaupt nicht. Grade die Rolle ihrer Freundin ist so klein, dass man sie hätte lieber ganz streichen sollen. So war nach zwei Stunde die Person Carol Danvers so weit weg von mir wie nur möglich, ich spürte überhaupt keine Lust sie nochmal in einem Film sehen zu wollen. Und das ist tatsächlich etwas, dass mir vorher noch nie bei einem MCU Originsfilm passiert ist. Viele davon hatten auch Probleme, aber die Charaktere wurden eigentlich immer super eingeführt und genau das klappt hier leider nicht.
Der Verlauf der Handlung ist leider auch sehr sehr mager. Ohne das wir genau wissen was abgeht werden wir in den Film geworfen und die ersten 20 Minuten oder so errinnern dabei sehr an eine Folge Star Trek. Optisch allerdings total cool und mit grandiosen 3D Bildern, hat mir dass doch viel Spaß bereitet. Auf der Erde wird es dann zu einer Art Buddy-Cop-Movie und da es 1995 spielt, will man wohl den Stil eines Films dieser Zeit immitieren. Aber auch das klappt nicht so 100%ig weil die Chemie zwischen Sam Jackson und Brie Larson leider eher suboptimal ist. Niemals werden sie zu einem dynamischen Duo. Tatsächlich hat Sam Jackson mehr Chemie mit den vier Katzen die Goose verkörpern, als mit der Hauptdarstellerin.
Der Spannungsbogen ist dabei auch so eine Sache, in meinen Augen ist er nämlich nicht existent. Die Bourne Identität zeigte seinerzeit wie man eine Amnesiestory zu inszenieren hat. Die Geschichte von Captain Marvel tröpfelt leider sehr belanglos vor sich hin und man weiß auch nie so richtig wohin das alles führen soll. Wenn ein paar Actionszenen das auflockern sollen ist das nie schlecht, tatsächlich beschränkt sich die große Action aber auf den Start und das Finale des Films. Und im Vergleich mit bekannten Actionszenen des MCU war ich auch enttäuscht. Das war einfach mega lieblos in Szene gesetzt. Action beherrscht das Regie-Duo also leider auch nicht so richtig. Klar sie war nicht schlecht, aber weit unter dem MCU Standard.
Und dann ist da noch der Humor. Klar es ist das MCU also erwarten wir lockere Sprüche, aber zu diesem Preis? Der Film ist eigentlich tonal eher ernst gehalten und öfters kommt dann aus dem Nichts ein Witz nur des Witzes willen, obwohl er grade absolut unangebracht ist in der Szene. Das war so unpassend und hat für mich den Film eher gestört als ihm zu helfen. Dazu gab es hier ein paar Witze auf Fremdschämniveau, die auch nicht hätten sein müssen.
Und warum eigentlich das 90er Setting, wenn man es kaum ausnutzt? Eine Blockbuster Filiale hier und ein paar Windows Jokes hier und das war es auch. Da hätte man doch deutlich mehr raushollen können.
Den großen Twist in der Story fand ich allerdings gar nicht schlecht und dreht die Marvelwelt ziemlich auf den Kopf. Mal schaun ob man in Zukunft mehr daraus machen wird, wenn es auch leider eine meiner Lieblingsstrories für die Zukunft ausschließt.
Das hört sich jetzt alles richtig negativ an, aber ich bin einfach nur enttäuscht. Der erste Superheldinnen Film im MCU und dann auch noch Captain Marvel und es kommt so ein belangloses Filmchen bei rum, welches in Sachen Regie und Drehbuch so dicke Probleme hat? Trotz des schlechten Finalacts von Wonder Woman, hat hier DC deutlich die Nase vorne. Ich hoffe wirklich das die Russos Brie Larson für Endgame eine bessere Rolle geschrieben haben und sie gut gecoacht haben. Nach ihren 3 Filmen für das MCU bin ich mir aber auch sehr sicher, dass sie das geschafft haben. Schade, dass es auch zum Ende der Phase 3 noch so Ausrutscher gibt.
6/10 Punkten